BERLINER KREUZ, 1998
Kunst am Bau-Konzept
für den Innenhof Gipsstraße 6, Berlin Mitte.

Entwurf 1998 (im Auftrag)
aus Kostengründen nicht realisiert

 

Projektbeschreibung

Situation
- Der Grundriss des Innenhofs ist längsrechteckig.
- Die relative Enge des Innenraums wird durch hohe Umgrenzungsmauern noch gesteigert.
- Die Ordnung des Innenhofs wirkt regelmäßig und streng.
- Alle Winkel werden als rechte Winkel wahrgenommen.
- Wenig direktes Sonnenlicht dringt in den Innenhof.
- Die Süd-West-Wand liegt fast immer im Schatten.
- Die Süd-West-Wand ist die einzige fensterlose Wand des Innenhofs.

Das Konzept besteht aus zwei sich ergänzenden Teilen:
- einem aus zwei Farbstreifen bestehenden ‘Farbenkreuz’
- einem ‘Fadenkreuz’ aus gespannten Metallseilen.
Das Farbenkreuz zitiert das Kreuz als Zeichen für Ortsbestimmung und Identität. Das Fadenkreuz ist u.a. Bild sich kreuzender Blicke.
Neben konzeptuellen führten auch gestalterische Aspekte zum Einsatz dieses Doppelkreuzes: Die räumlich/dynamische Wirkung des Megazeichens sowie die Farbe bewirken eine positive Beeinflussung der Proportionen und der Farbstimmung des Innenhofs.

Das Farbenkreuz
Auf der Südwest-Wand des Innenhofs wurden zwei sich kreuzende, gelbe Farbstreifen geplant, die auf die seitlich angrenzenden Hofwände übergreifen. Die Hofwände werden dabei so behandelt als lägen sie in einer Ebene. 
Die Schnittfläche der Farbstreifen auf der Südwest-Wand zeigt die Grundriss-Proportionen des Innenhofs. Die Lage der Schnittfläche entspricht der Lage des Innenhofs im Koordinatenkreuz der Erde.
Aus dem nicht ganz regelmäßigen Rechteck des Grundrisses ergab sich, dass die Breite des von links unten nach rechts oben verlaufenden Streifens zunimmt, die des anderen Streifens dagegen von rechts unten nach links oben abnimmt. Diese Unregelmäßigkeiten führen zur Dynamisierung der gesamten Figur: Sie neigt dazu, sich frei zum Untergrund zu verhalten.
Da das Farbenkreuz auf die seitlichen Wände übergreift, ergibt sich in der perspektivischen Darstellung - bzw. vor Ort - ein unregelmäßiges räumliches Gebilde. Dieses wirkt durch die spezielle Art seiner Erscheinung den Längsproportionen des Innenhofs entgegen: Es verbreitert und verkürzt den Innenhof. Mit seiner 'freien' Gesamtform bildet das Farbenkreuz außerdem einen formalen Kontrapunkt zur strengen Rechtwinkligkeit des Innenhofs.

Das Fadenkreuz
Das Fadenkreuz besteht aus gespannten Metallseilen, die die Ränder der Farbstreifen betonen. Einige Linien bilden demzufolge direkte Verbindungen zwischen gegenüberliegenden Fenstern, während andere direkt in den Hof führen.
Erst in der perspektivischen Darstellung - bzw. vor Ort - wird die formale und inhaltliche Dimension der Metallseile deutlich: Da sie nur an den End- und Kreuzungspunkten befestigt sind, bilden sie ein räumliches Geflecht, das sich zusammen mit dem Farbenkreuz zu einer spannungsreichen, bewegten Figur fügt. Die schon vorhandene Dynamik des schräggestellten Megazeichen wird erst durch die Metallseile zu einem anschaulichen Bild für den dynamischen Prozess örtlicher Identität.
Der raum-zeitliche Aspekt kann durch entsprechend gesetzte Beleuchtung - d.h. Schattenwurf der Linien - noch gesteigert werden.

 

<< zur Übersicht

 

Zurück