PIAZZA BLU, 1994
Kunst am Bau-Konzept
für die Gestaltung einer ehemaligen Werkshalle als Mittelpunkt der Fortbildungsakademie des Ministeriums für Bauen und Wohnen NRW

1.Preis im Rahmen eines eingeladenen Wettbewerbs
Entwurf 1994, Fertigstellung 1997

4 Leuchtstoffröhren-Ovale jeweils 56 m Umfang
Farbton der Wand-/Deckenbereiche innerhalb der Licht-Ovale: Kobaltblau 


KONZEPTBESCHREIBUNG

Entwurfsvorgaben
Fußboden und Wände sollten für spätere Ausstellungen nutzbar bleiben.
Die Durchsicht zum Dach sollte weitestgehend frei bleiben.

Entwurf
Der Halle wurde mit blauer Farbe ein imaginärer längsovaler Körper eingeschrieben. Seine Außenkanten sind durch Leuchtstoffröhren betont.
Durch die Entfernung der Eckstützen im Erdgeschoß und 1. Obergeschoß wird eine zusätzliche Erweiterung des Raumes und außerdem eine Verkehrung der Kräfte insofern erreicht, als die Geschosse nicht mehr lasten, sondern zu schweben scheinen.
Die durch die Röhren eingegrenzten Wand- und Deckenbereiche wurden kobaltblau gestrichen, um zusätzlich Weite zu erzeugen. 
Der Farbton der Deckenflächen war deutlich heller geplant als der Ton der Wände.

Ziel des Entwurfs ist, der ungünstigen Längsproportionierung des Lichthofs in Richtung auf eine Platzform entgegenzuwirken.


über PIAZZA BLU:

"Eine andere Art, Transparenz zu schaffen, ist das Licht. Seine ephemere Präsenz und Ungreifbarkeit ist für die Kunst-und-Bau-Projekte von großer Bedeutung. Oft haben Künstlerinnen und Künstler damit jeweils Zeichen gesetzt, deren Zeichencharakter zunächst gar nicht wahrgenommen wird. Weit davon entfernt, ihre Aufgabe als Staatsdiener zu begreifen, bringen sie sich dennoch der staatlichen Architektur dienend ein, d.h. ihr Kunstkonzept folgt einer Funktion, indem es eine Situation beleuchtet. Mag sein, daß der Kunstcharakter dabei nicht gleich jedermann einleuchtet. Aber gerade deshalb ist dieses im wahrsten Wortsinn spannungsgeladene Verhältnis von Kunst und Bau von großer Effizienz. Denn es läßt nicht nur Raum sichtbar werden, es macht bei dieser Art des künstlerischen Eingriffs Raum ganz anders erfahrbar. So z.B. in der Gelsenkirchener Fortbildungsstätte des Ministeriums für Bauen und Wohnen, einer einstigen Industriearchitektur, deren Lichthof Eva Maria Joeressen ebenso radikal wie formal konsequent zu einer ‘Piazza blu’ hat werden lassen. Das gerüsthaft Offene der rechteckigen, viergeschossigen Halle wird durch oval umlaufende Lichtbänder wie fließend aufgefangen und geschlossen, das profane ‘Kirchen’-Schiff zugleich in seinem Aufwärtsstreben zum Licht ebenso sparsam wie effektiv akzentuiert. Das von der Künstlerin vorgegebene Blau für die Brüstungen bzw. die versproßten Wandflächen bewirkt gleichermaßen ‘out of the blue’ eine atmosphärisch dichte wie lichte, himmlische Raumstimmung."
Dr. Christiane Vielhaber
in: Kunst und Bau NRW 1986-1997. Düsseldorf 1998. S.11f.

siehe auch:
>> www.gelsenkirchen.de/.../Piazza blu

 

<< zur Übersicht

Zurück